SOULguide
30s
Der Begriff "Soul" taucht in musikalischem Zusammenhang erstmals in den 30er Jahren mit Gospel-Gruppen wie den "Soul Stirrers", die mit Sam Cooke auftreten, auf. "Soul" meint die von farbigen Musikern gespielte, mit Bläsern begleitete Musik aus den Ghettos. Kurzform für "Soul Music" was mit "Seele", "Herz", oder "beseelt spielen" übersetzt werden kann.

40s
Eingeführt wurde "Soul" als allgemeine Bezeichnung für die schwarze Musik vom Billboard-Chefredakteur Paul Ackerman, der damit in den 40ern den Terminus "Race Music" ablöste.

50s
In den 50er Jahren steht der Begriff dann verstärkt auch für schwarze Kultur und Identität. In den Zeiten der Bürgerrechtsbewegung sprechen sich die Schwarzen untereinander als "Soul-Brother" an.
Junge New Yorker Jazzmusikern orientieren sich Anfang der 50er nach Bebop und Westcoast Jazz, wieder an ihren musikalischen Wurzeln. Gospel- und Blues-Einflüsse führen zu Soul Jazz und Hardbop. R'n'B-Musiker bauen wieder verstärkt auf Elemente des Gospel. Für den endgültigen Durchbruch sorgt unter anderem Ray Charles. Sein Gesang ist vom aus der afro-amerikanischen Kirche bekannten Call-and-Response zwischen Lead-Vocal und Bläsern oder Backgroundgesang, geprägt.

60s
In den 60er Jahren wird "Soul" zum Inbegriff einer Reihe von musikalischen Stilen, die auf R'n'B basieren. Zu Beginn entwickeln sich von den eingängigen Motown-Acts, bis zum bläsergetriebenen Soul von Stax/Volt regional völlig unterschiedliche Spielarten.
Newcomer wie Solomon Burke ("Cry To Me", 1962), Otis Redding ("These Arms Of Mine", 1963) und Wilson Pickett ("I Found A Love") aber auch etablierte Musiker wie Sam Cooke veröffentlichen eine große Anzahl von Stücken. Typisch für diese Zeit sind die langsamen Balladen mit von Piano oder Gitarre gespielten gebrochenen Akkorden in Triolen-achteln.

MOTOWN
In Detroit entwickelt Motown einen pop-orientierten Sound, der gleichermaßen von Gospel, R'n'B und Rock'n'Roll geprägt ist. Im südlichen Memphis wird die Musik härter, mit synkopierenden Rhythmen und schmetternden Bläsern gespielt.
Die Entwicklung des Soul ist aber auch durch den kommerziellen Erfolg geprägt. Die Musik steht im Spannungsfeld, für den Massenmarkt geglättet zu sein, aber auch schwarzes Selbstbewusstsein zu repräsentieren. Ab Mitte der 60er Jahre werden mehr schnellere Stücke veröffentlicht. Die Begleitinstrumente spielen Riffs; Bass, Schlagzeug und Bläser verwenden öfter Synkopen. Dies ist zum Beispiel bei James Browns "Out of Sight" (1964), Otis Reddings "Mr. Pitiful" (1964) und Wilson Picketts "In The Midnight Hour" (1965) zu hören.

STAX
Die meisten frühen Soul-aufnahmen erscheinen beim Label Stax, in Memphis. Stax Records, 1959 zunächst unter dem Namen Satellite Records gegründet, repräsentiert mit Sam & Dave, Booker T. & the MG's, Rufus & Carla Thomas sowie Otis Redding, Wilson Pickett (auf dem 1962 gegründeten Sub-Label Volt) den Memphis Sound - einen rauhen, ausdrucksstarken Soulklang für den die vorzüglichen Studiomusiker verantwortlich sind: Steve Cropper (g), Al Jackson (dr), Donald "Duck" Dunn (bg) sowie die Bläser der Mar-Keys.
Soul regiert die schwarzen Charts während der 60er und schafft es regelmäßig in die Pop-Charts. James Brown, der sich selbst "The Godfather of Soul" betitelt, produziert Hits am laufenden Band und Aretha Franklin, bis heute die unerreichte "Queen of Soul", wird zur erfolgreichsten schwarzen Künstlerin.

70s
1969 wird dem großen Erfolg von Soul Rechnung getragen und die R'n'B-Charts werden bis 1982 in "Soulcharts" umbenannt.
Die Entpolitisierung und Kommerzialisierung der Soul Music führt in den 70ern zum Entstehen von Disco und Philly Sound. Es entstehen direkte Verbindungen von Soul und Disco, so zum Beispiel Sylvesters "(You Make Me Feel) Mighty Real". Der Philadelphia Sound ist charakterisiert durch die Verwendung von Streichern und die besondere Spielweise der offenen und geschlossenen Hi-Hat - dem "Phillysound". Der Plattenfirma Philadelphia International Records gelingt mit dem Tanzbeat ihres Hausorchesters MFSB "Mothers, Fathers, Sisters, Brothers", dem Instrumental TSOP (The Sound Of Philadelphia, 1973) und schwarzen Soul-Interpreten wie Billy Paul, The O'Jays, The Three Degrees ebenso wie zuvor Motown und Stax ein massiver Einbruch in die weißen Hitlisten.
1974 zählten Isaac Hayes (auf Enterprise) und The Staple Singers zu den kommerziell erfolgreichsten Interpreten der Plattenfirma. Motown (Motor Town) machte den Detroit Sound bzw. Motown Sound mit Künstlern wie The Supremes, Martha and the Vandellas, Smokey Robinson and the Miracles, The Temptations, The Four Tops, Marvin Gaye, The Jackson Five, Diana Ross und Stevie Wonder zu einem Weltbegriff.

80s
1982 wird die Chart-Bezeichnung von "Soul" in "Black Music" geändert und in den neunziger Jahren wiederum durch die Bezeichnung "R'n'B" verdrängt, wobei die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs nicht beachtet wurde.

ARTISTS

Ray Charles - shake your tailfeather
Soul ist eng mit einzelnen Musikpersönlichkeiten verbunden. Einer der Pioniere ist der blinde Sänger und Pianist Ray Charles, der bereits Anfang der 50er Jahre Blues, Gospelgesang und Jazzpiano kombiniert.

Otis Redding - hard to handle, can't turn you loose
Otis Redding verkörpert für viele Fans die Power des so genannten Deep Soul des Südens: heiserer Gesang, aufwendige Bläser-Arrangements und eine gefühlvolle Art, sowohl Party-Melodien als auch Herzschmerz-Balladen zu präsentieren. Redding ist einer der eindeutigsten Vertreter des typischen Stax-Sound.

Wilson Picket - mustang sally, in the midnight hour
Auch Wilson Pickett hat mit frühen Hits wie "Mustang Sally" großen Anteil an der Etablierung des Southern Soul. Er entwickelt einige der heißesten Tanz-Grooves der Dekade und es ist "In the Midnight Hour", dessen treibende Bläsermelodie, funkige Beats und leidenschaftlicher Gesang eine Schlüsselrolle beim übergang vom R'n'B in die Soul-ära spielt.

Solomon Burke - everybody needs somebody to love
Ein früher Soul-Pionier ist Solomon Burke. Auf seinen 60er-Singles für Atlantic Records bringt er Country-Einflüsse in die R'n'B -Musik: Gefühlvolle Phrasierung sowie kompliziert konstruierte melodische Balladen und Mid-Tempo-Songs. Wie Otis Redding und Wilson Pickett nimmt er Einfluss auf die Rolling Stones, die Burkes "Everbody Needs Somebody To Love" auf einem ihrer frühen Alben covern.

Aretha Franklin - think, respect, chain of fools
Aretha Franklin ist eine der Giganten der Soulmusik und des amerikanischen Pop. Mehr als jeder andere Interpret verkörpert sie den Soul in seiner gospel-geladensten Spielart. Ihre beeindruckende Serie von Spät-60er-Hits auf Atlantic Records - "Respect", "I Never Loved a Man", "Chain of Fools" und diverse andere - bringen ihr den Titel "Lady Soul" ein, den sie unangefochten trägt. Die amerikanische Illustrierte Ebony kürte den Titel Respect sogar zur "schwarzen Nationalhymne".

Eddie Floyd - knock on wood
Immer wenn Eddie Floyd sich mit seinen alten Stax-Kumpanen - Gitarrist Steve Cropper, Bassist Donald "Duck" Dunn und Keyboarder Booker T. Jones - zusammentut, kehrt die alte Magie der Memphis-Tage zurück. Wenn Floyd das Publikum mit "Knock On Wood" anheizt, ist alles wieder wie 1966.

Sam and Dave - soul man, hold on i'm comin'
Wohl kein Künstler, keine Band, verkörpern Soul als die weltliche Form des Gospel derart wie Sam & Dave. Ihre Hits, darunter "Soul Man", "Hold on I'm Coming" und "I Thank You", sind Songs, die als der Inbegriff des Southern Soul bis heute überlebt haben. Sam & Daves Hits gehören sicher zu den "souligsten", die jemals die Top 100 erobert haben.

James Brown - (i got you) i feel good
"Hardtest Working Man in Show Business" James Brown schafft den Durchbruch 1963 mit der Platte "Live At The Apollo". Sie verkauft sich über eine Millionen Mal. 1967 begründet "Mr. Dynamite" mit improvisiertem Sprechgesang und seinem rhythmuslastigen Sound den Funk. Starken Einfluss darauf nimmt seine geniale Bläsersektion um Maceo Parker. James Brown gilt heute als einer der bedeutensten und meist gesampleten schwarzen Musiker der Pop-Geschichte.

Al Green - take me to the river
Seine ersten Auftritte hatte Al Green während der 50er Jahre, gerade einmal neun Jahren alt, als Mitglied der Gospelgruppe seines Vaters, Green Brothers. Anfang der 60er gründete er die R’n’B-Gruppe "Al Green And The Creations”. Die Creations wurden zu den "Soulmates” und schafften es 1968 mit dem Song "Back Up Train” sogar in die Top 5. 1969 begann Al seine Solokarriere und das Album "Al Green Gets Next To You” bekam 1970 Gold.

The Blues Brothers
Dan Aykroyd und John Belushi "erfanden" die legendären Blues Brothers in den frühen 70ern und kamen nach einem Auftritt im New Yorker Lone Star Café mit Willie Nelson und Room full of Blues auf die Idee eine eigene Band zu gründen. 1977 erhielten Sie ein Engagement bei der US-Comedy-Show Saturday Night Live. 1978 veröffentlichten sie ihr erstes Album "Briefcase full of Blues", ein Live-Mitschnitt aus dem Universal Amphitheater. "Soul Man" schnellte auf Platz 1 der nationalen Charts und das Album erhielt dreifach Platin.
1980 begangen die Dreharbeiten zum Film "The Blues Brothers".
Inhalt: Jake und Elwood Blues wollen ihre alte Band wieder zusammenbringen um Geld für den Erhalt jenes Chicagoer Waisenhauses zu sammeln, in dem sie aufgewachsen sind. Schwarze Anzüge, schwarze Hüte, schwarze RayBan Wayfarer Sonnenbrillen und natürlich ein schwarzes Auto, Die Brüder ziehen, eine breite Spur der Zerstörung hinter sich lassend, queer durch Detroit. Haarsträubende Action. Ein Stunt-Fest, das es in dieser Form vor 1980 noch nie auf der Leinwand zu sehen gab. Als Gaststars traten unter anderem Ray Charles, Aretha Franklin, Cab Calloway und James Brown auf. Es folgten zwei weitere Alben. Belushis Tod 1982 unterbrach die Mission kurzzeitig, Film und Musik erreichten jedoch absoluten Kult-Status.

90s
Anfang der 90er fiel die Rückkehr der Blues Brothers mit der Geburtsstunde des "House of Blues" zusammen. Dan "Elwood Blues" Akroyd kehrte mit John's "Jake's" Bruder Jim Belushi, sowie John "Mighty Mack" Goodmann als drittem im Bunde und der Original Band zur Einweihung der HOB-Schauplätze (u.a. in LA, Chicago, New Orleans und Orlando) auf die Bühne zurück.
1998 folgte die Fortsetzung des Kultfilms "Blues Brothers 2000": Ein guter Konzertfilm, der es jedoch trotz "Special-Guests" James Brown & Aretha Franklin und einem Soul- & Blues-Musiker-Staraufgebot, wie es noch kein Film zuvor gesehen hat (Eddie Floyd, Wilson Pickett, B.B. King, Erykah Badu, Eric Clapton, Steve Winwood, Isaac Hayes, Taj Mahal, Blues Traveler, Jonny Lang, Sam Moore, Junior Wells, Lonnie Brooks, Bo Diddley, Dr. John u.v.m.) nicht mit dem Original aufnehmen kann… Der musikalische Wettstreit, gleichzeitig Höhepunkt des Films, zwischen der Blues Brothers Band und den "Allstars" Louisiana Gator Boys ist jedoch einfach grandios.

Commitments - i thank you, unchained dog
"Die Engagierten" wurde 1991 nach einer Romanvorlage von Roddy Doyle in Dublin gedreht. Regisseur Alan Parker fand die Laienschauspieler und Musiker in der irischen Metropole per Zeitungsanonnce. Jungtalent und Entdeckung: der erst 18-jährige Andrew Strong. 500 Konkurrenten schlug er aus dem Feld, als es um die Besetzung der Titelrolle ging. Die Story: "Ich bin lieber ein arbeitsloser Musiker als ein arbeitsloser Klempner." Jimmy will eine Band gründen, seine Idole heißen James Brown und Wilson Pickett, also gibt er die folgende Zeitungsanzeige auf: "Wer hat den Soul drauf?". Das Casting ist köstlich: von klassisch bis Hardrock - es gibt herrliche schräge Gesänge und falsches Gitarrenspiel zu hören. Busfahrer Deco - fies, aber genial - wird Frontmann, Joey 'Die Lippe', der schon mit allen Größen der Branche gespielt haben will, bläst die Trompete. Imelda, Natalie und Bernie heizen aus dem Background ein. Die Presse jubelt, das Publikum strömt in Scharen, doch der erste Erfolg steigt der Combo zu Kopf - plötzlich glaubt jeder er wäre der wichtigste Teil der Gruppe und die "Commitments" lösen sich auf, bevor sie richtig da waren...